Servus Daniel! Es freut uns sehr, dass du dich als österreichischer MMA-Kaderkämpfer mit uns über deinen Kampfsport unterhalten willst und unseren Lesern einige Tipps und Erfahrungen mitgeben wirst.
ZR Team Graz: Wie wir wissen, trainierst du ja schon sehr lange aktiv im Kampfsport. Uns würde interessieren, wie du überhaupt zum Kampfsport gekommen bist und insbesondere, was dich auch in schwierigen Zeiten an diesem Sport hält?
Grüß euch! Gekommen zum Kampfsport bin ich über meinen damaligen Arbeitskollegen im Jahr 2013. Er hatte sein eigenes Thaibox-Gym und hat mich zum Probetraining eingeladen.
Die Zeiten sind für alle sehr belastend, aber gerade der Sport gibt mir die nötige Motivation nicht auf der Couch zu versumpern. Kampfsport kann man auch alleine trainieren, und so gibt er mir eine gewisse Kontinuität und hält mich fit. Es wird ein nach Corona geben, dann wird sich zeigen wer fleißig war ;D
ZR Team Graz: Uns als Grazer Gym ist natürlich bekannt, dass du aus Wiener Neustadt kommst, trotzdem sehr oft in Graz trainierst. Was macht für dich ein gutes Gym und einen guten Trainer aus?
Ein gutes Gym zeichnet sich meiner Meinung nach durch eine solide Infrastruktur und qualifizierten Trainern aus. Grundlegend braucht ein guter Trainer ausreichend Verständnis über Training, Wettkampflehre und Technik, würde ich sagen. Dazu kommt noch die Menschenführung, um das Beste aus dem Athleten raus zu holen! Nicht jeder Trainer passt zu jedem Athleten.
ZR Team Graz: Kannst du dich noch an deinen ersten MMA-Kampf erinnern? Kannst du uns beschreiben, wie er war und wie du dich gefühlt hast, als du den Käfig betreten hast?
Meinen ersten MMA Kampf hatte ich 2018 in einem Ring! Kurz vor den Kampf war ich sehr angespannt und wusste nicht was mich erwartet. Als der Kampf begann kam es nach einem kurzen Schlagabtausch zum Clinch aus dem ich mir einen Takedown erarbeitete! Nach knapp zwei Minuten war der Kampf vorbei. Beendet habe ich den Kampf durch Ground & Pound aus der Mount!

ZR Team Graz: Klarerweise hast du bereits sehr viel Erfahrung gesammelt. Welche Eigenschaften soll deiner Meinung nach ein Kampfsportler unbedingt mitbringen, und wie unterscheiden sich diese zwischen einem Hobby- und Profisportler?
Das ist pauschal nicht so einfach zu sagen, da es meiner Meinung nach um die Zielsetzung jedes Einzelnen geht. Wenn man vor hat Profikämpfer zu werden, sollte man sich fragen: Wie sehr will ich es? MMA ist WILLE! Den MMA-Kampfsport professionell zu betreiben erfordert Geldaufwand und etwaige Verletzungen. Beim Hobbysportler ist das natürlich anders, der sollte einfach Spaß am Sport haben und sich eventuelle Gürtelprüfungen als Ziel setzen.
ZR Team Graz: Wir haben das Gefühl, dass Kampfsport viel mehr als nur Sport ist. Wir persönlich können viele Elemente auch in das alltägliche Leben übernehmen. Siehst du das ähnlich, und wenn ja: Welche Elemente aus dem Kampfsport haben dich im alltäglichen Leben weitergebracht?
Da stimme ich euch zu 100% zu. Der Kampfsport hat mich gelehrt, dass ich mich meinen Ängsten zu stellen habe. Jetzt meistere ich jede Aufgabe, auch wenn sie noch so schwer ist. Das war es, was ich für mein Leben mitnehmen konnte und was mir jeden Tag hilft.

ZR Team Graz: Jeder Sportler verfolgt mal mehr und mal weniger ambitionierte Ziele. Wie sieht es da bei dir aus? Möchtest du in die Profiligen aufsteigen, oder hast du andere Ziele vor Augen?
Mein nächstes großes Ziel ist die Europameisterschaft in Russland. Die möchte ich positiv bestreiten und danach eventuell noch Staatsmeister im Weltergewicht werden (77 kg). Double Champ so zu sagen. Sollte ich das ganze positiv bestritten haben, bin ich, denke ich, bereit für den nächsten Schritt ins Profilager.
ZR Team Graz: Für uns als Bodenkämpfer ist natürlich besonders interessant, wie ein österreichischer MMA Kaderkämpfer das Groundgame bewertet. Wie bewertest du BJJ und insbesondere das NoGi-Game im MMA?
Brasilianisches Jiu-Jitsu, vor allem NoGi, ist ein wichtiger Bestandteil und man sollte als MMA-Kämpfer mit den Basics bestens vertraut sein, um nicht durch einen Aufgabegriff abklopfen zu müssen. Darüber hinaus ist es wichtig diverse Techniken im MMA-Bereich zu beherrschen. Einige Techniken aus dem BJJ sind im MMA sehr wertvoll und andere verlieren durch Handschuhe, Schläge und dem Gitter an Bedeutung.
ZR Team Graz: John Danaher, berühmter Meister des Danahers Death Squats, meint, dass ein wirklich guter MMA-Kämpfer mehr als die Summe seiner Teile ist. Wie bewertest du diese Aussage?
Sollte ich die Aussage richtig deuten und er will damit sagen, dass ein MMA-Kämpfer nicht nur den Skill benötigt um den Kampf beispielsweise am Boden zu gewinnen, sondern auch den Skill und das Verständnis entwickeln muss wie er den Kampf dort hinbekommt, dann stimme ich ihm definitiv zu!
ZR Team Graz: Der Kampfsportbereich in Österreich ist in einer rasanten Entwicklung. Vor allem wird er immer professioneller. Wo siehst du den Kampfsport innerhalb der nächsten Jahre?
Schwer zu sagen, es gibt einige gute Talente sowie erfahrene Veteranen, und die Infrastruktur ist vorhanden! Leider machen viele Kämpfer hier zu Lande den Fehler zu früh in den Profibereich zu wechseln. Es ist leider die Norm, dass die Menschen ohne ausreichende Erfahrung in ihrer Amateurkarriere in den Profibereich starten. Das funktioniert aber nur solange sie auf gym-internen Veranstaltungen kämpfen, wo die Match-Ups maßgeschneidert werden. Im Ausland kommt oft das böse Erwachen.
Ich denke was der Szene gut tun würde wäre, wenn die besten österreichischen Kämpfer sich untereinander ausmachen würden wer der Beste ist, und dann erst den Sprung ins Ausland wagen.
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